Wissenswertes über IgelHerkunft:Die Familie der Igel (Erinaceidae) gehört zur Ordnung der Insektenfresser und ist weitläufig unter anderem mit dem Maulwurf und der Spitzmaus verwandt. Die Igel gehören zu den ältesten Säugetieren, in der heutigen Form lebten Igel bereits vor circa 15 Millionen Jahren. Verbreitung:Der Braunbrust- oder Westigel ist an der portugiesischen als auch britischen Atlantikküste, in Mitteleuropa und von Skandinavien bis nach Mittelrussland beheimatet. Der Weißbauch- oder Ostigel ist von Südosteuropa bis Vorderasien verbreitet. Zu Überschneidungen der Lebensräume von Braunbrust- und Weißbauchigel kommt es von Nordjugoslawien über Österreich, der Tschechischen Republik bis Polen, das heißt, unsere Igel sind teilweise „Mischlinge“. Auf den Balearen und an der spanischen Mittelmeerküste finden sich Abkömmlinge des in Nordafrika lebenden Algerischen Igels. Sie sind heller, spitzschnauziger, ihre Ohren deutlicher ausgeprägt und hochbeiniger. Dann gibt es noch die Mittelafrikanischen Igel (Nordafrika), die Wüstenigel und die Ohrenigel, letztere beiden sind Wüsten- und Steppenbewohner. Lebensraum:Unser Igel bevorzugt abwechslungsreiche Landschaften mit Gebüschen, Laubbäumen, Staudendickicht, offene und kurzrasige Grasflächen, Laub- und Reisighaufen sowie auch steinige und felsige Orte – er ist ein ausgezeichneter Kletterer. Igel halten sich zunehmend im Siedlungsbereich auf, weil sie im angrenzenden Gelände (weite baum- und strauchlose Landwirtschaftsflächen, Nadelholz-Monokulturen) keine Nahrungs- und Versteckmöglichkeiten mehr finden. Speziell in der Nähe von Wasser – sei es nun ein Gartenbiotop oder ein Bach, finden sich Igel gerne ein. Gelegentlich findet man Igel sogar unter dem Rasenmäher – es ist erstaunlich, in welche Lücken sie sich zwängen können. Laub- und Reisighaufen, die länger als eine Woche herumliegen, haben eine gute Chance von Igeln „bewohnt“ zu werden. Auf diese Art verbrennen jährlich viele Igeln, entweder befinden sie sich noch im Winterschlaf (März/April) bzw laufen sie bei Lärm meist nicht davon sondern rollen sich zusammen und warten ab………..Oder sie werden mit dem Haufen verhäckselt. Im Normalfall sind Igel sehr standorttreu. Männchen durchstreifen als nachtaktive Einzelgänger Flächen bis zu 100 Hektar, die Weibchen bevorzugen kleinere Territorien. In der Nacht kann der Igel eine Wegstrecke von mehreren 100 Meter bis einige Kilometer zurücklegen. Meistens überlappen sich die Aktionsgebiete mehrerer Igel, sie markieren aber weder ihr Gebiete noch verteidigen sie es als ihr Revier. Die Gefahr besteht, wenn so ein Gebiet von großen Landwirtschaftsflächen umgeben ist und die Zahl der Einzeltiere durch Nahrungsmangel, Krankheiten oder andere Ursachen sinkt. Mangels weiterer Zuwanderungsmöglichkeit anderer Igel kann eine solche Kleingruppe von Igeln ausgelöscht werden. Eine natürliche Wiederbesiedelung dieser isolierten Lebensräume ist meist nicht mehr möglich. Der Igel:Er hat eine spitze Schnauze, sie ist sehr beweglich und besitzt empfindliche Tasthaare. Seine kleinen spitzen Zähne sind zum Brechen von Chitinpanzern der Insekten ausgerichtet – und können einem menschlichen Finger ganz schön schaden, wenn der Igel es will. Die Haut ist an sich grau, Kopf, Bauch und die Körperseiten entlang des Stachelsaums sind von meist bräunlichem oder grauem Fell bedeckt. Die Ohren sind klein und rund, am Körperende findet sich ein ca. 2-3cm kleines Schwänzchen. Unterscheidung männlich/weiblich:Die Männchen haben in der Bauchmitte (unserem Nabelbereich entsprechend) eine knopfförmige Öffnung, das Geschlechtsteil. Bei Weibchen finden sich keine Gebilde in der Bauchmitte, die Geschlechtsöffnung liegt hinten direkt vor dem After. Inspektion: Man setzt den Igel auf den Boden, hebt schnell die seitliche Falte knapp vor den Hinterpfoten an und beleuchtet den Bauch am besten mit einer Taschenlampe. Oder man hebt beim am Boden sitzenden Igel kurz die Hinterpfoten an und eine zweite Person nimmt die Beschau vor.
Viel Zeit zum Schauen lässt einem der Igel normalerweise aber nicht. Grösse und Gewicht:Erwachsene Igel wiegen zwischen 800g und 1500g, Männchen sind im allgemeinen schwerer als Weibchen, und haben eine Körperlänge von 24cm bis 28cm. Alter:An sich könnten Igel, wie zum Beispiel in Gefangenschaft, ein Alter von 7 bis 10 Jahren erreichen, in der freien Natur werden Igel allerdings selten älter als 2 – 4 Jahre, wobei sie erst ab dem 2. Lebensjahr ausgewachsen und geschlechtsreif sind. Etwa 80% der Jungtiere erreichen nicht das 1. Lebensjahr, dafür gibt es einige Gründe: Krankheiten (kleine Igel fangen nur langsames Futter: Regenwürmer, Schnecken,…..Für eine normale Entwicklung = Wachstum reicht die Menge manchmal nicht), Verletzungsgefahr/Tolpatschigkeit bei der Futtersuche, Strassen, schleissig gemachte Nester zum Überwintern wegen verzweifelter Nahrungssuche im Oktober/November, wenn das Futterangebot kaum mehr vorhanden ist,………. Bei jedem Wildtier, so auch beim Igel, ist ein Parasitenbefall normal. Wenn dieser gering oder mittelmäßig ist, kann der Igel gut damit umgehen und eigene Abwehrstrategien entwickeln. Kommt es jedoch zu einem Massenbefall, zu einer zusätzlichen Erkrankung oder Verletzung, dann schafft es der Igel alleine auch nicht mehr. Körperpflege in dem Sinn gibt es beim Igel nicht, er kratzt sich lediglich mit den Hinterpfoten meist ausgiebig nach dem Aufstehen soweit er reichen kann, oft auch am Rücken zwischen den Stacheln. Stacheln:Igeln besitzen schon bei der Geburt etwa 100 Stacheln, die jedoch noch weiß, ganz weich und in die Rückenhaut eingebettet sind, um so einer Verletzung des Geburtskanals vorzubeugen. Mit zunehmendem Alter werden die Stacheln hart und spitz, der einzelne Stachel ist an der Spitze zunächst hell und gegen die Haut hin braun. Bei alten Igeln hebt sich diese Bänderung der Stacheln wieder auf, sie werden gelblich. Ein erwachsener Igel besitzt bis zu 7000 Stacheln, die von der Stirn an den gesamten Rücken bedecken – eigentlich handelt es sich um „umgebildete“ Haare - und die bei Abwehrreaktion durch kleine Hautmuskeln aufgestellt bzw kreuz und quer stehen können. Zusätzlich besitzt der Igel einen starken Muskel, der rund um den Rücken verläuft. Dieser bewirkt bei Gefahr das Einrollen, die Kugel, wobei die empfindlichen Körperteile, Kopf und Pfoten, eingeklappt werden. Um diesen Rückenmuskel zu schonen wurde früher empfohlen Injektionen in die Haut auf der Bauchseite zu geben – ein fataler Irrtum, der vielen Tieren das Leben gekostet hat. Die Rückenregion ist unempfindlicher, die Haut samt darunterliegendem Fettgewebe lässt sich gut anheben, und es gelangen keine Medikamente versehentlich in den Bauchraum bzw in die Lunge. Sinnesorgane:Als Dämmerungs- und Nachttiere haben Igel einen ausgezeichneten Gehörsinn, ähnlich wie bei den relativ nah verwandten Fledermäusen können sie noch Frequenzen bis weit in den Ultraschallbereich hinein hören. Dadurch nehmen sie leiseste Geräusche, wie sie beispielsweise Kleintiere bei der Fortbewegung erzeugen, wahr. Umgekehrt reagieren Igel auf laute Geräusche (Pfeifen, Klicken – zB Feuerzeugklicken, Knacken, Quietschen, Schreien) mit schreckhaftem Zusammenzucken oder Einrollen. Ebenso wichtig ist der Geruchsinn für die Nahrungssuche , das Aufstöbern von Artgenossen und zur Orientierung. Die bei gesunden Igeln feuchte kühle Schnauze kann vor allem bei Aufregung klare Tröpfchen von sich geben. Vermutlich im Zusammenhang mit dem Geruchssinn steht eine besondere Verhaltensweise des Igels: das Einspeicheln. Wenn der Igel eine ihm noch fremde Substanz riecht, wird diese erst einmal ausgiebig beschnuppert, dann beleckt bzw bekaut, dabei bildet sich offenbar schaumiger Speichel. Dieser wird mit herausgestreckter Zunge und starker Kopfverrenkung nach Beendigung der Prüfung der Substanz am seitlichen Rücken verteilt. Immer gesehen als Reaktion bei meinem alten Echtleder-Hüttenhausschuh mit Schafwollinhalt. Diesen fanden alle Igeln mehr als interessant, obgleich er schon oft in der Waschmaschine gewaschen wurde. Ob dieses Verhalten nun der Reinigung der Geschmacks- oder Geruchszellen dient oder der Weitergabe interessanter Gerüche an Artgenossen – es ist vollkommen harmlos und hat nichts mit Tollwut zu tun, wie manche Leute früher annahmen. Auch der Tastsinn (Vibrationen) ist gut ausgeprägt, die langen Barthaare, die Schnauze und die seitlichen Körperhaare sind dafür verantwortlich. Igel reagieren sehr empfindlich auf Berührungen von Stirn, Kopf, Nackenstacheln und Seitenhaare des Körpers, die Rückenregion ist ziemlich unempfindlich. Im Gegenteil, wenn man ab Rückenmitte hinten von vorne nach hinten über die Stacheln streicht, entspannen sich die meisten Igel zunehmend. Das Sehvermögen ist sehr mäßig. Als Nachttiere benötigen sie dieses kaum, wenn die anderen Sinne vorhanden sind. Dadurch können auch blinde Igel in der Natur gut zurechtkommen. Igel verfügen über einen sehr guten Orientierungssinn bzw ein ausgezeichnetes Orientierungsgedächtnis, sie kennen alle Durch- oder Unterschlüpfe sowie Nahrungsplätze in ihrem Gebiet. Wird daher ein Igel in einem ihm fremden Gebiet ausgesetzt, sollte man ihm „Hilfestellungen“ einige Tage in Sachen Futter und Schlafplatz bieten, so möglich, bis er sich orientieren konnte. Bei erwachsenen Igelweibchen ist Vorsicht bei „Mitnahme“ geboten, eventuell vorhandene Junge gehen elend zugrunde. Igel-Laute/Verhalten:Unmutsäußerungen oder Gefahrenlaute sind Tuckern oder Puffen ähnlich einer Dampfmaschine – beispielsweise wenn man einen Igel in Pflege aus dem Schlafhaus holt und es passt ihm nicht oder man stolpert über einen Igel im Garten und greift ihn an. Freudige Erregung äußert sich durch leise blubbernde Geräusche. Bei der Paarung schnauben und tuckern sie dampflokartig. Eine Dame erzählte mir einmal, dass sich zwei Igeln einige Stunden lang in ihrem Garten „gestritten“ hätten, sie habe die ganze Zeit Schnauben und Tuckern gehört. Da das „Paarungskarussel“ der Igel stundenlang dauern kann und von hörbaren Geräuschen begleitet wird, war die Dame vermutlich Zeugin desselben in ihrem Garten. (von nächstem Absatz hinauf!) Dabei umrundet das Männchen das Weibchen häufig, schubbst immer wieder deren Hinterteil an als wolle er es hochheben, dieses schnaubt und tuckern permanent um ihn abzuwehren – irgendwann gibt sie nach. Das Aggressionspotenzial von Igeln ist sehr niedrig – wenn es zu „Streitigkeiten“ (zB an der Futterstation) kommt, dann ist das meist schnell erledigt. Der eine pfaucht und tuckert, der andere geht – oder ignoriert den „Gegner“ einfach und startet trotzdem zur Futterschüssel. Manche „Pfaucher“ gehen dann selbst oder geben auf und setzen sich zum Fressen daneben. So wie Menschen verschieden sind, ist auch die Verhaltensweise der Igel immer anders. Ganz selten hatten wir aggressive Igel, die auf andere direkt losgingen – und wenn, dann nur im Sinne von „Wegschubbsen“. Verletzungen unter Igeln sind extrem selten. Eine häufig im Garten beobachtete Verhaltensweise vieler Igel ist: wenn ich dich nicht sehen kann, dann siehst du mich auch nicht. Zunächst setzt die Fluchtreaktion ein, der Igel geht ein paar Schritte weg oder versteckt sich halb und verharrt in der Stellung einem die Rückenfront zeigend. Nimmt man einen im Garten gefundenen Igel, hat man meist erst einmal eine „Kugel“ in der Hand. Legt man diese mit der Kopfseite auf den Boden, dann öffnen die meisten die „Rolle“. Und dann gibt es noch die „Totsteller“, das sind Igel, die einfach nichts tun, sie verharren in halb oder ganz zusammengerolltem Zustand – und dieser Zustand kann sehr lange dauern. Nahrung:Als nützlicher nachtaktiver Insektenvertilger bevorzugt der Igel Käfer, Käferlarven, Raupen, Schnecken, Spinnen, Regenwürmer, Ohrwürmer, aber auch Hundert- und Tausendfüssler, seltener Asseln. Grundsätzlich brauchen Igel eine fett- und eiweißreiche Ernährung, pflanzliche Bestandteile nehmen sie nur nebenbei oder in der Not auf. Sie sind keine Vegetarier, der Glaube, dass sich Igel von Salat, Äpfeln und Karotten ernähren, hat schon vielen Tieren in Gefangenschaft das Leben gekostet. Und die Gabe von Milch bewirkt bei ihnen nur massiven Durchfall. Die Hinterlassenschaft, der Igelkot eines gesunden Igels, sind dunkelbraune bis schwärzliche Würstchen. Feinde:· MENSCH – der größte Feind. · Eule und Dachs: besitzen lange unempfindliche Krallen. · Fuchs, Mader: bevorzugen junge und kranke Igel. |
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