AUSWILDERUNGBitte lassen Sie die Tiere, wenn sie gesund sind, gehen! Es sind Wildtiere – und keine Haustiere! Selbst Tiere, die wir aufgezogen haben, verfügen über den nötigen Instinkt. Im Sommer und Spätsommer kann man Igel mit 350g bis 400g entlassen, sofern man einen „freien“ Futterplatz im Garten an anderer Stelle zusätzlich schafft, damit die entlassenen Igel weiterhin zunehmen können. Dort gibt man das gewohnte Futter – anfänglich zusätzlich zum Futter im Freigehege, und selbstverständlich Wasser. Meistens kommen noch andere Igel der Umgebung dazu, also sollte man mehr Futter geben – ein kleiner Rest soll morgens immer übrig bleiben, dann hat man genug gegeben. Wenn das Futter im Gehege nicht mehr angerührt wird, an dem Futterplatz im Garten mehr zugeben – dann ist eine Gewichtszunahme der ehemaligen Zöglinge gewährleistet. Zusätzlich zum Nassfutter kann man ungeschwefelte Rosinen, geschälte Sonnenblumenkerne, zerhackte Nüsse (Erdnüsse, Haselnüsse, Walnüsse) und Katzentrockenfutter anbieten. Selten aber doch ändern Igel ihre Futtergewohnheiten in Freiheit…. GEWICHTSKONTROLLEN BEI FREIGELASSENEN IGELN nur, wenn man zufällig einmal im Garten über einen stolpert. Die Erfahrung lehrt, wenn man einen Igel von dem Futterplatz einfängt, abwiegt und wieder freilässt, kommt er entweder die folgenden Tage später oder gar nicht. Egal, ob er einen kennt – und unsere kennen uns noch nach 2 bis 3 Jahren. Er ist eben ein Wildtier. Das Gleiche gilt für Igelentlassungen im Frühherbst, hier sollte das Gewicht mindestens 500g betragen. Von Vorteil sind dann einige angesagte wärmere Tage, wobei Igel nächtliche Temperaturen bis 4°C gut vertragen, dann aber eben weniger zunehmen. IGELN VOR ENTLASSUNG EVENTUELL MARKIEREN........... Bei Igeln im Herbst und Spätherbst sollte das Gewicht auf jeden Fall bei der Entlassung 700g nicht unterschreiten. Es sollte kein Schnee liegen und die vorhergesagten nächtlichen Temperaturen in den nächsten Tagen über 0°C liegen. Weiterfütterung absolut notwendig, da diese Igeln ja in der Natur kaum mehr Futter finden. Entfernt vom Futterplatz – Igeln suchen meist Schlafplätze entfernt vom Futterplatz ! – Reisighaufen mit Laub darüber oder Laubhaufen an geschützter Stelle = unter Büschen, entfernt vom Haus, in einem ruhigen Eck oder Laubhaufen mit Folie überdeckt, damit der Wind das Laub nicht wegwehen kann. Das heißt, man schafft einen Schlafplatz. Unter diesen Voraussetzungen kann man Igel auch noch sehr spät freilassen. Manchmal ist es notwendig – siehe Erfahrungen mit Winterschlaf – Igel noch sehr spät gehen zu lassen. Nach dem Winterschlaf: Igelmännchen beenden meist Ende März/Anfang April ihren Winterschlaf, die Damen, die ja auch in der Natur später schlafen gehen, meist im April/Mai. Bei unseren ersten Winterschläfern waren wir im April schon etwas unrund, da sich so gar nichts tat. Man fragt sich, ob das Tier überhaupt noch lebt…. Irgendwann tut sich etwas: Spuren in der Kiste und verstreutes Trockenfutter zeigen die Anwesenheit, gelegentlich etwas Kot. Häufig ist die Wasserschüssel leer, viele Igel haben nach dem Winterschlaf richtig Durst. Hat man etwas Toilettenpapier über dem Hauseingang fixiert, ist das Ereignis auch sichtbar. Wenn es die Zeit des Erwachens ist, kann man davon ausgehen: der Igel steht nun auf. Ab da gibt man ihm sein vor dem Winterschlaf gewohntes Futter in die Kiste und täglich frisches Wasser. Das Schlafhaus lässt man in Ruhe, außerhalb muß man wieder täglich reinigen. Die Winterschlafkiste sollte man samt Igel im Freien stehen lassen! Dann kann er sich gut akklimatisieren. Im Freigehege sieht man entweder ebenfalls zur Seite geschobenes Toilettenpapier, das Papierknäuel vor dem Eingang liegt woanders, das Trockenfutter im Futterhaus ist weg, die Wasserschüssel fast leer. Auch hier bitte das Schlafhaus nicht anrühren. Erst frisst der Igel noch wenig und trinkt meist mehr, dann steigert sich die Nahrungsmenge täglich. Erfahrungsgemäß braucht ein Igel in Gefangenschaft etwa 3 Tage, dann zeigt er an: er will gehen. Zum Beispiel wird die Kiste „auseinandergenommen“ = umgedreht. Im Freigehege sieht man ihn nächtens heraußen. Nun muß man sich entscheiden: Läßt man ihn noch 2 Wochen in der Kiste (!) oder lässt ihn gehen……. Da auch das Freigehege ein Gefangenenlager ist, habe ich mich entschieden den Tieren ihre Freiheit zu geben – der Natur ihren Lauf zu lassen. Auch die Igel in freier Wildbahn wachen auf und gehen….auf Nahrungssuche…. Keiner unserer Igel, auch die ganz kleinen bei Aufnahme, hatten je Schwierigkeiten ins Igelleben hineinzufinden. Der Instinkt war immer da. Schwierigkeiten scheinen nur die Igelpfleger zu haben! Am Besten sehe ich das bei den Igeln, die im Freigehege überwintern, obgleich dieses geöffnet ist. Sie stehen auf, fressen und kehren morgens offenbar zurück. Etwa 3 Tage nach dem Aufstehen, wenn der Igel seinen Freiheitsdrang zeigt, bringen wir die Kiste samt Igel und Deckel an einen regensicheren Ort samt Deckel (wenn sie nicht schon an dem Entlassungsort gestanden ist). Der Igel bekommt noch sein gewohntes Futter und frisches Wasser, spät abends, etwa um 22.00, wird der Ausgang geöffnet mit schrägem Holzbrett davor als Schutz. Bis dahin hat er noch was gefuttert. Die Futterstelle im Garten existiert dann schon. Falls kein Biotop in der Nähe ist bitte auch eine Wasserschüssel dazustellen. Die Kiste bleibt mindestens 2 Wochen stehen um dem Igel noch einen Unterschlupf bieten zu können. Das ist insbesondere dann wichtig, wenn der Igel nicht aus der direkten Umgebung stammt und daher die Unterschlüpfe hier nicht kennt. Am Tag nach der Entlassung hebt man leise den Deckel um das Futter zu entfernen, eventuell kann man am 2.Tag noch ein wenig hineinstellen, dann sollte der Igel aber die Futterstelle schon gefunden haben – auch wenn sie 20m entfernt ist. Dabei können Kotwürstchen, so vorhanden, mit Küchenrolle entfernt werden bzw über nasse Stellen eine doppelte Küchenrolle gelegt werden. Die Kiste sollte man, falls es nach dem ersten Tag nötig ist, nur nachts, wenn der Igel unterwegs ist, runderneuern. Ansonsten ist es dann nur 1x/Woche notwendig. Das Schlafhaus sollte nicht berührt werden. Gleiches Verfahren im Freigehege nach Öffnung. Oftmals zieht im Frühjahr ein Igel aus der Kiste aus – und der nächste ein. Im Freigehege, wenn es die Igel schon vor Wintereinbruch verlassen haben – oder eben im Winter - oder auch im Garten lasse ich Kisten geschützt stehen als Notquartier. Diese werden meist im Frühjahr von diversen Igeln vorübergehend bezogen. Die Reinigung ist nachts nur 1x/Woche notwendig, wenn der Igel auf Futtersuche und es finster ist. Stört man einen Igel, kommt er meist nicht mehr. Futter gibt es nur am Futterplatz im Garten, Wasser im Biotop oder Schüssel nebenbei. Die Futterstelle sollte man bis Ende Mai / Juni erhalten bleiben – die Igeldamen stehen ja erst im April/ Mai auf, und ab Ende August neuerlich aufgestellt werden – dann beginnen sich die Igelmännchen zurückzuziehen und Igeldamen und die Jungen brauchen Futter. Dazu genaue Informationen: Siehe Igelpflege verwaister Igeljungen, Winterschlaf, Auswilderung
Man kann den Igel nicht im eigenen Garten freilassen: Fragen Sie Freunde und Bekannte, ob sie die Entlassung im Garten durchführen würden mit Futterplatz und Zufütterung bis etwa Ende Mai. In einem dafür geeigneten Garten sind schon einmal Igel gesichtet worden. Am besten Kiste oder Häuschen an geschützter Stelle stellen – den Eingang gegen eine Hauswand etc gedreht (handbreit Abstand genügt für Igel), und beschweren. Futterplatz mit Wasser schaffen in einiger Entfernung – Igel riechen das Futter!
Gedanken zur Freilassung eines gepflegten Igels: Manchmal ist es für Igelpfleger ein Problem, die Tiere gehen zu lassen. Ich muß zugeben, wenn man ein Tier intensiv betreut und wochenlang mit der Spritze gefüttert hat, dann fällt es einem gelegentlich schwer. Andererseits – es sind nun einmal Wildtiere, die man nicht behüten kann und soll – sie wollen leben – aber nach ihrer Art, und nicht nach unserer. Auch mir macht es keinen Spaß, wenn ich einen meiner Igel „von der Strasse kratzen“ muß, was gottseidank nicht allzu oft vorkommt. Aber sie sind nun mal nur in der Natur glücklich. So wohl sich manche Igel bei uns gefühlt haben – in Freiheit waren sie (kamerabeobachtet) glücklicher. Und so soll es sein. Man muß loslassen können. Und das macht nun mal offensichtlich vielen Igelpflegern Schwierigkeiten, man hat so lange gepflegt und nun möchte man auf Nummer sicher gehen. Welche Nummer sicher? Der Igel kann genauso in 2 Wochen überfahren werden mit halt etwas mehr Gewicht. Es gibt keine Sicherheit. Und durch eine Futterstelle im Garten kann man wenigstens verhindern, dass sie kreuz und quer auf Nahrungsuche herumirren müssen.
Auch wir würden uns in Gefangenschaft – egal ob wir jetzt einen Garten zur Verfügung hätten oder nur ein Zimmer – nicht wohl fühlen. Ganz abgesehen von der mangelnden Möglichkeit der Paarung…… Und die erste Paarung fand heuer schon Anfang April statt!
Einem Wildtier unseren „Willen“ aufzwingen kann nicht das Ziel eines Igelpflegers sein. Neben Verhaltensstörungen kommen noch Mangelzustände und Frustration bei dem gepflegten Igel dazu. Ist das das Ziel einer Igelpflege?? Oder lebenslange Gefangenschaft? Wann ist die ideale Zeit einen Igel gehen zu lassen? Im Grunde genommen wenn er gesund ist.
Ich kann nur immer wieder betonen – Igel sind glücklicher in der Natur als in einem Zimmer, einer Kiste, einem Garten eingesperrt – wie übrigens jeder Mensch auch. Wir können ihnen nicht die ideale Nahrung bieten und einen Partner schon gar nicht. Wollen wir das? Nur das WIR glücklich sind und ein Tier gerettet und vor Unheil bewahrt haben? UM welchen Preis? Wenn ein Mensch in einem Zimmer eingesperrt ist, kann er auch nicht von einem herabfallendem Blumentopf erschlagen oder von einem Auto überfahren werden…..
Erfahrungsbericht: Vor Jahren rief mich einmal im Herbst eine Dame an, sie hatte einen Igel vor ihrem Haus untertags gefunden. Er kam in einem Garten mit gemauertem Zaun, fraß mit den Katzen mit und nahm gut zu. Die Dame richtete in dem Garten ein Winterquartier ein, das der Igel – ein Männchen – bezog zur geeigneten Zeit. Das war der letzte Stand meiner Info. Zufällig rief ich die Dame im Juli des nächsten Jahres an – der Igel war immer noch in diesem Garten gefangen, sie konnte sich nicht entschließen ihn gehen zu lassen, es könnte ihm etwas passieren. Nach einigen etwas mühseligen Unterredungen gelang es mir nur mit Hilfe des Gatten und dem Hinweis, dass der arme Kerl sich ja dort nicht paaren kann, was nun einmal der Natur entspricht, den Igel loszueisen. Er wog satte 1450g. Ich ließ ihn bei uns frei, er kam noch einige Jahre an die Futterstelle – immer im Frühjahr und Herbst. Wo er sich zwischenzeitlich vergnügte, weiß ich nicht….. |
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