Futter
Dosen Rind/Huhn zB),
aufgeweichtes Igeltrockenfutter (erhältlich bei Fressnapf, in Baumärkten und Gartencentern – zB Dehner)
Mit etwas Wasser aufgeweichtes Trockenfutter Andere Möglichkeiten bzw Abwechslung: Katzentrockenfutter, ungewürztes Rührei, gekochte und enthäutete Hühnerflügerl, angebratenes ungewürztes Faschiertes. Gelegentlich ½ Teelöffel Sonnenblumenkernöl zu Naßfutter mischen – ist gut gegen Stachelausfall. Igel sind keine Vegetarier!! Obst fressen Igel so gut wie gar nicht, ebenso Salat oder Karotten. Igel benötigen TIERISCHES Eiweiß! Zusätzlich kann man dann zerkleinerte Nüsse (Walnüsse, Erdnüsse, Haselnüsse), geschälte Sonnenblumenkerne und ungeschwefelte Rosinen anbieten. Auch Katzentrockenfutter wird öfters genommen, es ist gut für Zähne und hilft gegen Zahnstein. Zudem gibt es Igel, die ausschließlich NUR Trockenfutter fressen – und dann meist auch gekochte Hühnerflügerl lieben! > siehe unten Vorbereitetes Trockenfutter (in dem Fall für Futterstelle im Garten) Das Futter auf eine Untertasse, am besten Porzellan wegen der guten Reinigungsmöglichkeit. Es sollte immer ein Futterrest übrigbleiben, dann hat man genug Futter gegeben. Die Igel werden grösser und brauchen mehr!! WASSER: Wasserschüssel anbieten – Deckel, Blumenuntersetzer………. Täglich frisch!! KEINE MILCH! Igel bekommen Durchfall auf Milch!! Nicht nur „fleischreiche“ Ernährung ist wichtig, auch Igel benötigen Ballaststoffe zur Verdauung. Das in das Futter gemischte zerkleinerte Ei dient zur Verminderung von Vitaminmangel. Es ist ohnehin unmöglich, die Nahrung der Natur zu ersetzen. Igel, die längere Zeit in Gefangenschaft sind, leiden an allen möglichen Mangelzuständen. Man sollte also das Übel so gering wie möglich halten….. Erfahrungen siehe unten Futterkombinationen Bei kleinen Igeln in für sie erreichbaren Schüsseln Katzenfutter zerdrücken und anwassern! Sie trinken selbst kaum aus Wasserschüsseln. Aber dieses bitte dennoch hinstellen….. Kleiner abgemagerter Igel; Wasser; angewassertes Katzennassfutter Bis etwa 200g sind sie meist tagaktiv! Mit etwa 100g fressen sie 4-5x/Tag, nachts kaum, dann zunehmend auch nachts: Die Gewichtszunahme sollte 10g – 20g/Tag betragen!! Das Futter abends immer frisch geben, am besten nach dem Abwiegen. Igel ab 200g fressen nur mehr nachts; außer: kranke Igel, ihnen kann man bis zur Gesundung das Futter auch tagsüber stehen lassen. Futterreste morgens bzw tagsüber entfernen. Das übriggebliebene Futter abends auch noch zu geben ist so wie wenn man ein Schnitzel oder eine Currywurst von abends an in der Küche stehen lässt und am Abend darauf jemandem als Abendessen hinstellt…. Man sollte immer daran denken: diese Tiere sind gefangen, sie können sich also nicht selbst helfen…und sind von IHNEN abhängig! Punkto abwechslungsreiche Nahrung: Oft lese ich, man soll die Nahrung abwechslungsreich gestalten. Wenn ich versucht habe, ein anderes Katzenfutter in das Gemisch mit aufgeweichtem Igeltrockenfutter und gekochtem Ei zu schummeln, haben 99% aller Igel, egal ob gefangen oder frei, das Futter abgelehnt. Könnte sein, wenn man hart bleibt, dass sie es nach einigen Tagen doch nehmen – aber weder habe ich die Härte noch den Wunsch Igeln meinen Willen aufzuzwingen. Mir ist egal, welche Dose ich öffne. Man kann versuchen zu dem üblichen Futter in üblicher Menge nebenbei ein anderes Katzenfutter zu legen und mal sehen, ob sie es annehmen. Auch ist es den Kleinen nicht immer gleichgültig, ob man aufgeweichte Haferflocken oder Igeltrockenfutter nimmt. Meist ist es wie im Leben: wie man es sich angefangen hat, so hat man es dann auch….. Wobei ich das Igeltrockenfutter bevorzuge, da es abwechslungsreicher ist als Haferflocken – aber auch teurer. Ob nun ein Stück gekochtes Ei dabei ist oder nicht, ist erstaunlicherweise den meisten Igeln egal. Mit der Dauer der Gefangenschaft zeigen sich Mangelzustände gelegentlich in Form von Stachelausfall. Man kann dann etwa ½ - 1 Teelöffel Sonnenblumenkernöl in das Futter mischen – das hilft, allerdings muß man es längere Zeit durchführen. Bei zu viel Öl „flutscht“ der Kot dann. Rapsöl oder Olivenöl ist bei mir immer ignoriert worden – wegen dem Geruch? Auch Kernöl oder sogar Maiskeimöl wurde nicht angenommen. Man bekommt einen Igel: Es hat sich bewährt, zunächst einmal Katzenfutter gemischt mit, so vorhanden, zerkleinertem gekochtem Ei und ev.aufgeweichten Haferflocken anzubieten. Dazu Wasser. Eventuell – wenn das Gewicht über 250g liegt, einige Trockenfutterstücke. Igel, die sofort fressen oder nach 1-2 Stunden von der Wärmeflasche herunterkriechen um zu Fressen, haben eine gute Prognose, das heißt Chance, durchzukommen. Hier muß man abwarten ob sie zunehmen, und wenn es nur 2g sind, oder abnehmen – dann benötigen sie allerdings sofort den Tierarzt und eine Injektion. An sich steht überall, man soll zuwarten und den Igel stabilisieren, nur hat man nicht immer die Zeit dazu, will man das Tier retten. Igel, die seitlich liegend im Gras gefunden wurden: Da sie nicht weggelaufen sind, sind diese Tiere sehr schwer krank. Sie fressen so gut wie nie von selbst, lassen sich selten füttern. Hier hilft nur die Wärmeflasche handwarm im Handtuch und der Tierarzt mit Antibiotikum, Levamisol und Flüssigkeitsgabe per Injektion (am besten Ringerlösung) und Vitaminspritze. Auf eine Stabilisierung des Igels zu warten hat hier gar keinen Sinn, er stirbt höchstens. Igeln, die noch nach 3-4 Stunden nicht fressen, aber laufen können, haben und sind ein Problem. Hier ist es unumgänglich sie erstmal zu füttern. Siehe „Man muß füttern“ Die Erfahrung lehrt, dass diese Tiere meist sehr krank sind. Wenn ein Mensch 39°C Fieber hat und sich schlecht fühlt, dann denkt er auch nicht an Essen. Tieren geht es offenbar genauso. Und dann sollte der Tierarztbesuch folgen. Es hat sich gezeigt, dass die Igel, die zuvor gefüttert werden konnten eine deutlich bessere Medikamentenverträglichkeit zeigten. Geht aber eben nicht immer. Diese Igel muß man einige Tage, am besten 2-4xtäglich, füttern. Dabei sollte man zusätzlich Futter in die Kiste stellen und ev. auch tagsüber stehen lassen – in der Hoffnung, dass sie dann endlich einmal selbst fressen….. Bis sie aber ausreichende Mengen zu sich nehmen, sollte man zumindest abends weiter zufüttern. Für die meisten Igel ist es eine Abwechslung, wenn sie es einmal begriffen haben. Aber gerade kranke Tiere sind futtermässig sehr wählerisch und wie bei Menschen sind auch Igel sehr verschieden in ihrem Geschmack: FUTTERKOMBINATIONEN AUS ERFAHRUNG:FUTTERKOMBINATIONEN AUS ERFAHRUNG:1) Katzennassfutter + aufgeweichtes Igeltrockenfutter (Haferflocken) + gekochtes Ei + ev Sonnenblumenkernöl ½ TL …FRESSEN CIRCA 80% UNSERER IGEL 2) Etwa 20% unserer Igel haben Nassfutter komplett abgelehnt, auch im Freien haben wir einige Igel, die nur und ausschließlich Trockenfutter annehmen, also immer etwas Katzentrockenfutter, Nüsse zerkleinert (Wal-, Hasel,-Erdnüsse), ungeschwefelte Rosinen, geschälte Sonnenblumenkerne und ev.Igeltrockenfutter anfänglich dazulegen. Man kann sie anfangs mal abzählen und schauen, was der Igel davon frisst, zB 5 Rosinen, 5 Stück Katzentrockenfutter, etc.. Meine Erfahrung ist, dass kein Igel je in Gefangenschaft seine Freßgewohnheiten geändert hat! Solchen Igeln kann man dann Nassfutter bis zum Umfallen hinstellen – sie werden es nicht fressen! Versuche kann man bestenfalls starten, indem man zum gewohnten Futter Nassfutter hinstellt. Siehe unten! Manche Igel, die Naßfutter fressen, fressen auch etwas Trockenfutter zwischendutrch – allerdings nur zum Drüberstreuen, und wirklich nur manche. 3) Von den 20% Igel, die nur Trockenfutter aufnahmen, haben fast alle nur noch gekochte abgehäutete Hühnerflügerl angenommen. Meist waren das ziemlich kranke Tiere. Die Hühnerflügerl etwa 1 Stunde in Wasser kochen (ohne Salz etc), dann abkühlen lassen. Ich koche meist mehrere in einem großen Topf (ich muß zugeben, auf der Terrasse auf einem alten 2-Platten-Kocher bei Ebay erstanden um 1 EUR, wegen dem Geruch), teile sie auf mehrere Gefrierbeutel auf und friere dann die meisten ein. Wenn man sie morgens aus der Tiefkühltruhe nimmt, sind sie abends futterfertig. Die Hühnerflügerl abhäuten, bevor man sie in die Kiste legt, den Rest besorgen die Igel. Am Morgen oder tagsüber die plankgeputzten Knochen entfernen. Auch hier gilt – es sollte ein wenig Fleisch an den Knochen bleiben – wenn nicht, noch einen Flügerlteil mehr dazugeben!! Manche Igel haben bei 700g etwa 3 ganze Flügerl (aus je 2 Teilen bestehend) verputzt – in einer Nacht…. Aber auch unser knapp 400g Igel hat anfänglich während der Spritzenkur etwa 4 – 6 Hühnerflügerlteile verbraucht. Igel, die Nassfutter fressen, kann man, wenn es einen freut oder man daran denkt, auch einmal ein Hühnerflügerl zum Futter dazulegen – wir hatten aber nur sehr wenige Igel, die es genommen haben. Daher nur einen Teil probieren. Eine Möglichkeit ist, etwas zerkleinertes Fleisch von Flügerln oder gekochtes Hendlfleisch kleingeschnitten ins Nassfutter zu mischen, das funktioniert dann meistens. Diese Igel kommen, wenn einmal gesund, in Freiheit = nach der Freilassung auch ohne Hühnerflügerl zurecht, sie fressen dann aber meist nur das Trockenfutter an der Futterstelle, aber ab und an auch Nassfutter. Es ist nicht nötig, außer ev. als Zugabe im offenen Freigehege, ihnen Hühnerflügerl an der Futterstelle zu servieren. Meistens versuchen dann alle Katzen der Umgebung auch etwas davon abzubekommen…… 4) Von den 20% nur Trockenfutter fressenden Igel haben fast alle Hühnerflügerl gefressen – mit in all den Jahren 4 Ausnahmen – eine davon hatten wir heuer: die reinen Katzentrockenfutterfresser Sie nehmen nur Katzentrockenfutter an und vielleicht etwas anderes Trockenfutter = Rosinen, Sonnenblumenkerne, Nüsse. Beim Katzentrockenfutter sind meine Erfahrungen am besten mit
bei größeren Igeln…. Anderes kann man ausprobieren, Mischen ist gut Diese Igel ignorierten häufig jedes Nassfutter auch in Freiheit, ebenso Hühnerflügerl oder Eier. Das Katzentrockenfutter geht dann aber immer. Erfahrungsgemäß bleiben Igel in Gefangenschaft (oder eher Pflege) bei ihren Fressgewohnheiten!! Änderungsversuche sollten nur in Kombination mit ihrem gewohnten Fressen in gewohnter Menge erfolgen! Eine Bekannte versuchte nach 1 Monat einen ihrer Igel von Hühnerflügerl auf Nassfutter umzustellen, indem sie weniger Hühnerflügerl als gewohnt und Nassfutter in die Kiste stellte. Nach 2 Tagen hatte der Igel nur die wenigen Hühnerflügerl nicht jedoch das Nassfutter auch nur angerührt, dafür aber 40g abgenommen. Der in Obhut genommene Igel sollte 10g – 20g/Tag zunehmen, alles andere sind Krankheitszeichen – oder zu wenig Futter oder das falsche Futter. Man sollte sich immer ansehen – was frisst das Tier? Es gibt gelegentlich die Vielfrasse oder Allesfresser, aber wie beim Menschen gibt es auch unter den Igeln verschiedene Geschmäcker. OBST:Obst ist für manche Igel wie für uns Schokolade – zu viel ist ungesund, aber es ist süß. Gelegentlich kleine Stücke einer reifen Banane kann man dazugeben, ein Igel hat mit Liebe Melonenstücke – vor allem von einer Zuckermelone - verputzt, die anderen nicht. Das Gleiche bei Äpfeln – manche Igel ja, die meisten nein. Ist aber nur als Zusatz geeignet, nicht als Hauptnahrungsmittel!! Niemand kann nur von Schokolade leben – jedenfalls nicht lange. Salat-Karotten:Ich kann dazu nur sagen: Igel sind keine Vegetarier. Siehe Erfahrungsberichte Medikamente im Futter:Klingt gut, ist aber offenbar nicht – zumindest nicht bei mir. Bis auf Antibiophilus oder Bene Bac bei Durchfall hat mir kein Igel je ein Medikament aus dem Futter aufgenommen – sie haben es übriggelassen. Wie Katzen riechen sie es heraus – und Schluß ist. Bei Katzen kann man wenigstens irgendein „Schmankerl“ geben (Medis verpackt in Kalbsleberpastete, etc) – gibt es so was für Igel? Ich habe noch keines gefunden. Entweder spritze ich das Medikament oder füttere es mit der Spritze zu – alles lässt sich mit der Spritze zufüttern: Panacur, zerdrückte Antibiotika (oder flüssig), Flubenazol, Baycox,….. >> Technik beim Füttern: siehe „Man muß Füttern“ Bitte nur zu beachten: das bei Katzen – und wir haben selber welche – hervorragend wirkende Panacur ist bei Igel kaum wirksam!! Auch wenn alle Tierärzte davon überzeugt sind, was bei Katzen wirkt, sollte in gleicher Dosierung auch bei Igeln genau gleich wirken. Das hat schon vielen Igeln das Leben gekostet – und willige Igelpfleger maßlos frustriert. Erfahrungsberichte:1) Eine Dame erzählte mir vor einigen Jahren, sie habe einen Igel gefunden, in einen Weidekorb getan und ihn mit Salat, Karotten und Äpfel gefüttert. Nach 3 Wochen lag er dann tot in eben diesem. Ich erklärte ihr, dass das keine igelgerechte Ernährung gewesen und dass der arme Kerl ganz einfach verhungert ist. Sie meinte etwas empört (diesen Satz höre ich übrigens häufig), der Igel habe aber den Salat und die Äpfel gefressen. Nun ja, wenn ich am Verhungern bin, esse ich von mir aus auch Würmer oder was auch immer. Und dass der Igel gestorben ist, spricht für sich – dass er dazu 3 Wochen benötigt hat, lässt einen großen Igel vermuten, ein kleiner wäre schneller verhungert. Gewogen hat sie ihn nie. Die Frage nach Wassergabe habe ich mir gespart. 2) Eine Dame brachte mir einen untertags im Garten gefundenen Igel zur Beschau. Sie sagte, sie habe eine Kiste und er fresse brav. Der Kleine wog 120g und sah gesund aus. Ich gab ihr schriftliche Informationen mit, dazu die mündlichen, den Igel täglich abzuwiegen, den Kot zu beobachten und auf Husten zu achten sowie futtertechnische Erklärungen. 4 Wochen später rief mich die Dame an. Der Igel fraß nicht ordentlich, immer nur ein wenig vom Nassfutter, kein Trockenfutter und wog – nach den 4 Wochen – 140g. Sonst keine Auffälligkeiten. Eine Gewichtszunahme von 20g in 4 Wochen (unsere gleichzeitig aufgenommenen Igel hatten ihr Gewicht von 100g auf 400g in diesen 4 Wochen hochgeschraubt) ist ein Problem. Ich übernahm den Kleinen – er hieß dann Mini – und er fraß wirklich nur ganz wenig Naßfutter, hatte relativ normalen Kot, hielt sein Schlafhaus sauber und lag nur kurz auf der Wärmeflasche. Mit täglichem Zufüttern mit der Spritze nahm er mehr zu. Er hustete gelegentlich, die Tierarztbesuche blieben ohne Erfolg. Und der Husten nahm zu. Im Nachhinein muß man sagen, er hatte ziemlich sicher Lungenwürmer. Aber zu der Zeit hatte ich noch kein Mikroskop, kannte das Levamisol noch nicht, der Tierarzt auch nicht und geholfen hat Mini von all den Medikamenten vermutlich nur das Antibiotikum (Baytril). Ich dachte zeitweise nicht, dass ich ihn durchbringe. An schlechten Tagen brachte ich ihn zum rasch aufgestellten Freigehege und ließ ihn herumlaufen – das half immer ein wenig. Aber Mini war zäh. Mit ständiger Zufütterung kamen wir nach weiteren 8 Wochen auf 500g, und ab diesem Zeitpunkt fraß er plötzlich große Mengen selbst, nahm gut zu und der Husten hörte auf. Er hatte seine eigene Abwehr gefunden. Mehr als 800g waren nicht drin, nach dem Winterschlaf bei uns kam er gleich mit 650g in die Freiheit. In den folgenden 3 Jahren tauchte er immer wieder an die Futterstelle im Garten auf, er erreichte nie mehr als 800g und blieb kleiner als alle anderen. Gestört hat das offenbar nicht….. Ob er heuer, 2012, wieder auftaucht … man wird sehen. Siehe auch Pflegebeispiele Nachsatz: Er tauchte Anfang April 2012 wieder auf und ist damit unser ältester Igel (von dem wir wissen) an der Futterstelle! Mini beim Füttern…. 3) Mitte April 2012 an einem Donnerstag spätnachmittags wurde ich telefonisch gebeten einen kranken Igel zu übernehmen, der starken stinkenden gelb-grünlichen Durchfall hat und etwa 400g wiegt. Die Nachfrage ergab: Im Herbst hatte ein Ehepaar beim Abriß einer Scheune 5 kleine Igel gefunden – sie waren weder gewogen worden noch sonst etwas – könnte ein Nest gewesen sein. Mutter? Die Kleinen wurden jedenfalls in einen Garten einige Kilometer weit weg gebracht, ein Erdloch ausgebuddelt, die 5 hineingelegt und mit Laub bedeckt. Kommentar: Man soll nicht in die Natur eingreifen. Unter humanen Umständen würde man sagen: bringt die Kleinen doch bitte schnell um und nicht langsam – aber Menschen können manchmal merkwürdig sein….. Im Frühjahr lagen dann 4 tote Igel in dem Erdloch, eine Igeldame hat überlebt. Diese wurde einer Dame übergeben, die alle möglichen Tiere pflegt. Die Kleine, von uns Iris genannt, fraß bei Aufnahme kurz etwas Katzennaßfutter, dann nichts mehr. Sie wurde mit verwasserter Katzenmilch 2 – max 3xtgl gefüttert mit einem Flascherl, nahm pro Fütterung maximal 10ml auf, wurde nur bei Aufnahme kurz gewogen, daher die Angabe von 400g. Die zahllosen Flöhe und Zecken entfernte die Dame händisch, eine Wärmematte wurde angeboten und genutzt. In den folgenden Tagen entwickelte sich ein penetrant stinkender gelb-grünlicher Durchfall. Dummerweise erwischte mich der Anruf gerade bei Dienstantritt am Beginn eines 25 Stunden Dienstes, ich sagte der Dame die Übernahme des Tieres am folgenden Abend zu mit der Bitte heute noch zum Tierarzt zu fahren und Baytril (instinktiv sagte ich 0,35ml) und Anipracit 0,2ml spritzen zu lassen bzw Catosal und ein Aufbaumittel = Convalescence Support zum Zufüttern mitzunehmen. Am späten Abend erkundigte ich mich nach dem Igel telefonisch: 340g hatte der Tierarzt gewogen, 2 Spritzen gegeben, eine Infusion, einen Flohspray (die Dame lehnte gottseidank den verstärkten Gebrauch von dem Ding ab da der Igel ja keine Flöhe und Zecken mehr hatte und der Tierarzt ohnehin 2 Sprüher gegeben hatte….) und ein homöopathisches Mittel gegen Durchfall. Da sie kein Mittel zum Füttern mitgenommen hatte, bekam der Igel die gewohnte Katzenmilch verwassert. Mir schwante Übles. Am folgenden Abend traf dann ein Haufen Knochen ein, ein Igelmädchen wie ich feststellte, 340g schwer, das zwar kurz angebotenes Katzennassfutter fraß (vermutlich durch das Catosal = Vitaminspritze), sich kaum Füttern ließ = 12ml mit passiertem Futter, aber wenigstens etwas herumlief – NOCH! Mein Lebensgefährte meinte: läuft eh herum. Herumlaufen ist leider gar kein Kriterium, auch sterbende Igel laufen noch herum….. Im Glauben – man ist so blöd trotz aller Erfahrung – Iris hätte Anipracit vom Tierarzt am Vortag bekommen, wollte ich noch einen Tag zuwarten, da der körperliche Zustand des Tieres sehr schlecht war. Ich spritzte ihr daher nur Baytril = Antibiotikum und etwas Flüssigkeit. 1. Nacht: Nachts bekam sie Katzennaßfutter verwassert, Wasser und etwas Trockenfutter angeboten, ich legte sie zwischen dem umgeschlagenen Handtuch auf die Wärmeflasche. Am nächsten Morgen hatten wir dann 326g, das Futter nachts war unberührt geblieben – eine Katastrophe in dem Zustand. Nach dem Fütterungsversuch (6ml, nicht mehr möglich) spritzte ich der Kleinen sofort die Hälfte von der ersten Levamisoldosis und etwas Flüssigkeit, später kletterte sie von der Wärmeflasche und begann herumzulaufen. Nach dem Aufenthalt in der Kiste auf Handtuch und Wärmeflasche (sie blieb darauf liegen) nachmittags bekam sie abends Baytril subkutan gespritzt und die 2. Levamisoldosis. Etwa 3 Stunden später schlüpfte sie von der Wärmeflasche herunter und lief wieder herum, ich legte einige Katzentrockenfutterstücke hin – und siehe da, sie fraß. Levamisol wirkt auch appetitanregend, in der Folge begann die bis dahin nicht hustende Iris ab-und-an zu husten – ist normal. Iris bei der ersten selbständigen Futteraufnahme nach 1.Levamisoldosis, 2. Nacht: In der folgenden Nacht bekam sie Katzentrockenfutter, etwas ungeschwefelte Rosinen, gehackte Erdnüsse, verwassertes Katzenfutter, Wasser und ein gekochtes abgehäutetes Hühnerflügerl angeboten. Morgens fand ich die plankgeputzten Knochen, Trockenfutterbrösel, eine leere Wasserschüssel (Levamisol scheint das Durstgefühl zu erhöhen) und unangetastetes Katzennaßfutter. Das Minikotwürstchen war weißlich (Katzenmilchfütterung!!), weich, etwas stinkend. Ab da ging es LANGSAM bergauf, zu meiner Überraschung fand ich im Mikroskop im Kot neben Darmhaar- und Lungenwürmern auch Bandwürmer (Anipracit sollte diese abtöten…). Nach der 2. Levamisolinjektion 48 Stunden später bei täglicher Antibiotikagabe über 5 Tage wurde der Wärmeflasche nicht mehr gebraucht, das Mädchen verputzte nächtlich 3 ganze Hühnerflügerl, trank Wasser und nahm zwar 30g zu, der Kot war weich und eigentlich für die Futttermenge zu wenig. Also fragte ich beim Tierarzt nach: er hatte kein Anipracit gegeben!! Ich habe nicht nach dem wieso gefragt….. Nach der Anipracitgabe 2 Tage nach der 2. Levamisolinjektion nahm sie über Nacht 40g zu bei Genuß von 2von 3 angebotenen Hühnerflügerl. Jetzt ging es bergauf. Ihr Futter: Katzentrockenfutter, etwas gehackte Erdnüsse, einige ungeschwefelte Rosinen, Wasser und natürlich gekochte enthäutete Hühnerflügerl. Baytril bekam sie 5 Tage – siehe Pflegebeispiele Nach 8 Tagen wog sie 490g (wird 1x tgl abends gewogen vor dem Lauftraining), hustete ab-und-zu in den folgenden Tagen, eine Kotkontrolle nach 2 Wochen ergab 1 Darmhaarwurmei und 2 lebende Lungenwurmlarven. Iris zeigte jedoch alle Anzeichen eines beginnend frustrierten Igels: liegt tagsüber am Häuschendach, Kiste wird nächtlich umgedreht. Schlafhaus ist nun sauber. Da übers Wochenende schönes Wetter angesagt war, die Kisten im Freigehege weiter bewohnt waren (und damit das Freigehege unbenutzbar ist) und der Kot von Iris okay war, habe ich sie nach 13 Tagen freigelassen – nach Markierung und Gabe von Stronghold (rosa Kappe, 0,15ml bei Gewicht von 578g) als Flohmittel mit 3-4 Wochen Wirkung. Im Nachhinein gesehen wäre die Gabe von Advocate sinnreicher gewesen…..Dann hätte ich sie noch 2-3 Tagen zur Beobachtung behalten müssen wegen eventueller Nebenwirkungen (ab Tag 2 Erbrechen, dann Gangunsicherheit, Fallneigung nach einer Seite). Zur Freilassung: Iris hat erstens den Winter selbst überlebt, daher kann man hier von einer eigenen Abwehr ausgehen (siehe auch Gewichtszunahme!), zweitens gibt es reichlich Futterangebot sowohl in der Natur als auch im Garten (Futterstelle), drittens wurde ihre Kiste neben dem Gartenhaus geschützt eingeparkt und sie von dort weg entlassen – sie hat also erst einmal eine Schlafmöglichkeit und viertens gibt es im Garten eine Futterstelle, die sie nach 60 Minuten bereits aufgesucht hat. Iris kam noch 3 Wochen täglich zur Futterstelle, eine Abwaage zwischendurch ergab 790g. FAZIT:Wenn ein pflegebedürftiger Igel kein Katzen- oder Hundenaßfutter frisst, sollte man es mit Trockenfutter und gekochten enthäuteten Hühnerflügerl probieren.
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